Frauen im Handwerk: Erzählt mal, Dachdecker­mädelz…

Die Dachdecker­mädelz erobern nicht nur die Bau­stellen, sondern auch die sozialen Netz­werke. Wir fragen nach ihren Erfah­rungen in einem „Männerberuf“.

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Stephanie Kühnel-Grasberger | Melanie Siefer | Nina Weber 


Stephanie Kühnel-Grasberger

Wie war dein Einstieg ins Handwerk?
Dachdeckermädel Stefanie Kühnel-Grasberger Frau im Handwerk

Stefanie Kühnel-Grasberger ist mit dem Dach­de­cker­hand­werk groß geworden und führt heute als Meis­terin den elter­li­chen Betrieb.

Ich bin in 5. Gene­ra­tion Dach­de­ckerin und quasi mit dem Dach­de­cker­hand­werk aufge­wachsen. Als mein Papa die Firma 1989 grün­dete, war ich 3,5 Jahre alt. Gelernt habe ich Arzt­hel­ferin und mich nach meiner Abschluss­prü­fung bei der Bundes­wehr als Sani­tä­terin beworben. Noch während das Auswahl­ver­fahren lief, begann mein jüngerer Bruder eine Ausbil­dung als Zimmer­mann. Er hat viel davon geschwärmt und wollte mich über­zeugen, doch dort auch Dach­de­cker­hand­werk zu lernen, so dass wir irgend­wann beide den Fami­li­en­be­trieb über­nehmen könnten.

Meine Mutter schlug vor, dass ich auch gleich bei meinem Vater lernen könnte. Aus dieser spon­tanen Idee heraus habe ich mich dann tatsäch­lich ganz förm­lich bei meinem Vater beworben und nach einem Probe­ar­beitstag den Ausbil­dungs­ver­trag unter­schrieben. Es hat mir einfach Spaß gemacht, auch wenn ich zuvor nie auf einer Baustelle war und mit dem Hand­werk nichts am Hut hatte.

Vor 17 Jahren habe ich dann meine Ausbil­dung im zweiten Lehr­jahr ange­fangen und die Berufs­schule 2007 mit 2,0 abge­schlossen. Dann habe ich meinen Meis­ter­kurs absol­viert und bin seit August 2009 Dach­de­cker­meis­terin. Im Oktober 2015 ist mein Papa mit 52 Jahren an einem Sekun­dentod gestorben, und ich habe den Betrieb über­nommen. Es begann mit einem spon­tanen Gedan­ken­gang. Aber das war wahr­schein­lich der beste spon­tane Gedanke in meinem ganzen Leben. Denn ich liebe meinen Beruf wirk­lich bis in die kleinste Faser meines Herzens, auch wenn die Selbst­stän­dig­keit sehr anstren­gend und teil­weise stressig ist.

„Ich liebe meinen Beruf wirk­lich bis in die kleinste Faser meines Herzens.“

Gab es Unterstützung für die Entscheidung?

Ja, sowohl Eltern und Familie waren sehr stolz, dass ich in ihre Fußstapfen trete. Nur mein Opa, selbst Dach­de­cker­meister, war am Anfang etwas skep­tisch, weil er weiß, wie anstren­gend und hart die Arbeit ist. Vor dem Meister hatte ich wirk­lich Angst, aber durch den großen Zuspruch von Freunden und Familie fiel die Entschei­dung dafür leicht. Nur bei den Kunden waren verein­zelt welche dabei, die mein Können in Frage gestellt haben. Aber wir waren im Betrieb immer eine große Familie. Ich hatte dort nie Probleme mit Mobbing oder Frau­en­feind­lich­keit und bin von meinen Kollegen sehr beschützt worden.

In der Berufs­schule ist man dann doch schon mal ange­eckt, aber ich habe mir nichts gefallen lassen und mir ein dickes Fell zuge­legt. Im Meis­ter­kurs war es dann schon ein biss­chen härter. Da musste ich mich beweisen. Aber letzt­end­lich hab ich es nie wirk­lich schwer gehabt, dass ich eine Frau im Hand­werk bin. Ich kenne aber viele Geschichten von Mädels, die es echt hart haben, und bin sehr dankbar, dass ich so einen tollen Einstieg und eine so tolle Ausbil­dung und Zeit auf den Dächern hatte.

„Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt.“

Hast du schnell einen Ausbildungsplatz gefunden?

Für mich wäre es ehrlich gesagt, nie in Frage gekommen, anderswo die Ausbil­dung zur Dach­de­ckerin zu absol­vieren. Mein großer Traum ist, dass ich die Firma irgend­wann, wenn ich denn doch noch Mama werde, meinem Kind zu übergeben.

Kommt man als Angestellte in eine leitende Position?

Defi­nitiv. Wir haben bei den Dach­de­cker-Mädels auch Meis­te­rinnen, die eine leitende Posi­tion haben, ohne dass Familie im Hinter­grund ist. Da gibt es Baulei­te­rinnen, die 20 bis 30 Mann unter sich haben, ebenso wie selbst­stän­dige Meis­te­rinnen, die einen Betrieb gegründet haben. Wenn man sein Können zeigt und anstän­dige Vorge­setzte hat, die die Leis­tung auch sehen, hat man auch als Ange­stellte defi­nitiv die Möglich­keit, mit seinem Meis­ter­titel und genü­gend Aus- und Fort­bil­dungen aufzusteigen.

Das heißt: Inter­esse am Beruf zeigen, mitdenken, die Baustel­len­pla­nung über­nehmen, Kunden­ge­spräche taktisch führen. Hätte ich das alles nicht gemacht, hätte mein Papa mir auch keine leitende Posi­tion über­tragen oder immer mehr Verant­wor­tung gegeben. Egal ob Mann oder Frau – wer sich für den Betrieb einsetzt, hat die Möglich­keit, in eine leitende Posi­tion zu kommen. Und wenn es nicht klappt und nicht wert­ge­schätzt wird, ist das einfach nicht der rich­tige Betrieb.

„Egal ob Mann oder Frau – wer sich für den Betrieb einsetzt, hat die Möglich­keit, in eine leitende Posi­tion zu kommen.“

Mit welchen Problemen hat man zu kämpfen?

Ja, Eifer­sucht unter Kollegen kann ein Problem sein. Das gilt aber nicht nur für Frauen. Auch Männer haben damit zu kämpfen, wenn sie in eine leitende Posi­tion kommen. Natür­lich hat man auch mal mit Kunden und Archi­tekten, Auftrag­ge­bern oder Kollegen seine Problem­chen, die mit einer Frau im Hand­werk nicht klar­kommen. Gegen altein­ge­ses­sene Meinungen hilft nur, mit Fach­wissen zu glänzen. Man muss sich ein dickes Fell anschaffen, kontern können und schlag­fertig sein, ohne böse zu werden. Aber natür­lich muss man sich auch nicht alles gefallen lassen. Ich sehe mich als Frau im Hand­werk nicht als etwas Beson­deres, aber ich möchte die Aufmerk­sam­keit gern nutzen, um mehr Frauen zum Hand­werk zu bringen. Es ist egal, ob Mann oder Frau – Können und Wissen bringen dich weiter.

Wie verändert sich das Team mit Frauen?

Insge­samt glaube ich, dass eine Frau im Team den Zusam­men­halt verbes­sern kann, sofern alle damit klar­kommen. Meine Kollegen haben auf mich als Nest­häk­chen aufge­passt, was meinen Ehrgeiz natür­lich nur noch mehr ange­facht hat, so dass ich alles selbst machen und selbst schleppen wollte. Berufs­schul­leh­re­rinnen und ‑lehrer erzählen, dass die Klassen, in der Mädels sind, ruhiger sind. Auch wenn es in manchen Situa­tionen schon zu Impo­nier­ge­habe, aber auch zu mehr Ehrgeiz führen kann. Wenn ein Mädel sauber gear­beitet und eine gute Note bekommt, geben auch die Jungs oft nochmal extra Gas. Das sorgt im Durch­schnitt dann schon für bessere Noten. Ich habe noch nie gehört, dass sich ein Team verschlech­tert hätte, nur weil eine Frau mit im Team ist. Eher im Gegenteil.

„Wenn ein Mädel sauber gear­beitet und eine gute Note bekommt, geben auch die Jungs oft nochmal extra Gas.“

Was wünscht du dir künftig für den Beruf?

Weniger Konkur­renz­denken, mehr Zusam­men­halt und gegen­sei­tige Unter­stüt­zung, etwa bei Mate­ri­al­eng­pässen oder Mitar­bei­ter­aus­fällen. Und ich meine nicht nur beim Bauboom, auch wenn es wieder mal schlechter wird mit der Auftrags­lage. Auch gemein­same Groß­an­schaf­fungen wie Maschinen können gerade jungen Betrieben sehr helfen. Am Ende sitzen wir alle im selben Boot.

Außerdem wünsche ich mir, wieder öfter den Stolz zu spüren wie damals, als ich den Gesel­len­brief oder Meis­ter­brief in der Hand gehalten habe. Als ich mit der Dach­de­cker­innung Ober­bayern beim Münchener Wiesen­einzug dabei war, ist mir erst wieder bewusst geworden, wie wunder­schön es ist, in so einer tradi­ti­ons­rei­chen Gemein­schaft zu sein. Das spürt man auch bei den Innungs­sit­zungen oder im Netz­werk in der eigenen Region. Da werden nicht die Ellen­bogen ausge­fahren. Man hilft sich und gibt anderen Ratschläge.

„Frauen für das Hand­werk zu begeis­tern, kann man nur, indem man sagt: Schau es dir an.“

Wie könnte man mehr Frauen für das Handwerk begeistern?

Man muss das Hand­werk selbst erlebt haben. Natür­lich kann ich von der Aussicht schwärmen, davon, wie gut es ist, abends zu sehen, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat, dass man immer im Team zusam­men­ar­beitet, dass man jeden Tag vor neue Aufgaben gestellt wird. Aber junge Menschen, gerade Frauen, für das Hand­werk begeis­tern, kann man nur, indem man sagt: Schau es dir an. Mach ein Prak­tikum. Es gibt nichts zu verlieren. Und am Ende habt ihr Sonnen- wie Schat­ten­seiten erlebt und wisst, ob es euch gefällt oder nicht.

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Melanie Siefer

Wie war dein Einstieg ins Handwerk?

Dachdeckerin Melanie Siefer wünscht sich, dass mehr junge Frauen ins Handwerk gehen.

Als ich mit 19 mein Abitur in der Tasche hatte, wusste ich erst gar nicht, was ich machen sollte, und habe dann eine Ausbil­dung als Drogistin begonnen. Das war aber nicht meins, und ich habe die Ausbil­dung in Absprache mit meinen Eltern abge­bro­chen. Um mir die eigene Wohnung zu finan­zieren, habe ich im Dach­de­cker­be­trieb meines Vaters ausge­holfen. Da habe ich schnell gemerkt, dass mir das Abwechs­lungs­reiche des Berufs Spaß macht und mir liegt. So bin ich dann auf meinen Vater zuge­gangen und habe gefragt, ob ich eine Ausbil­dung als Dach­de­ckerin machen kann.

Gab es Unterstützung für die Entscheidung?

Meine Eltern standen immer voll und ganz hinter mir. Trotzdem hat mein Vater das Hand­werk nicht schön­ge­redet, sondern auch die Schat­ten­seiten gezeigt und klar­ge­macht, dass es für den Körper hart werden könnte. Dach­de­cker­innung und Kollegen haben mich toll unter­stützt, wenn ich Hilfe brauchte. Auch wenn es natür­lich immer welche gibt, die sich denken, dass ich es als Frau eh nicht schaffen werde. Aber summa summarum habe ich vor allem posi­tives Feed­back und Unter­stüt­zung bekommen.

Hast du schnell einen Ausbildungsplatz gefunden?

Da ich die Lehre bei meinem Vater ange­fangen habe, war es auch für mich sehr einfach. Aber auch als wir uns entschlossen habe, Beruf und Privat­leben zu trennen und ich meine Ausbil­dung in einem anderen Betrieb fort­führen würde, ging das problemlos. Die Dach­de­cker­innung hat mir einen Ausbil­dungs­be­trieb empfohlen, wo gerade ein Azubi-Platz frei geworden war. Natür­lich wurde ich gefragt, ob ich mir das zutraue, aber da dort kurz vor mir eine Frau ihre Ausbil­dung als Innungs­beste abge­schlossen hatte, war man sehr offen.

Kommt man als Angestellte in eine leitende Position?

Wenn man zeigt, dass man orga­ni­sieren und die Leute für die anfal­lenden Arbeiten einteilen kann, also insge­samt die Baustelle unter Kontrolle hat, sollte es schon möglich sein, zur Vorar­bei­terin aufzu­steigen. Aber auch als Selbst­stän­dige oder ange­stellte Meis­terin ist man ja in leitender Posi­tion tätig. Die Meis­ter­schule – egal ob Voll- oder Teil­zeit – ist natür­lich mit hohen Kosten verbunden. Und so viele Meister sind auf dem Markt natür­lich nicht gefor­dert. Nicht alle Betriebe können den Meister aufnehmen oder das Passende zahlen. Aber der Aufstieg zum Vorar­beiter ist immer eine Option.

„Wenn man zeigt, dass man orga­ni­sieren kann und die Baustelle unter Kontrolle hat, sollte es schon möglich sein, zur Vorar­bei­terin aufzusteigen.“

Mit welchen Problemen hat man zu kämpfen?

Am Anfang waren die Reak­tionen schon sehr verhalten, weil viele denken, dass man als Frau nicht schwer heben kann. Dass Bild von der Frau, die sich nicht die Finger­nägel abbre­chen oder sich schmutzig machen möchte, herrscht noch vor, auch wenn es nicht der Realität entspricht. Ich habe schon gemerkt, dass sich viele erst einmal distan­zieren, weil sie nicht davon ausgehen, dass man das als Frau durchzieht.

„Dass Bild von der Frau, die sich nicht die Finger­nägel abbre­chen oder sich nicht schmutzig machen möchte, herrscht noch vor.“

Wie verändert sich das Team mit Frauen?

Mir wurde oft gesagt, dass das Team sich mehr beherrscht und viel weniger geschimpft oder rumge­brüllt hat, wenn ich auf der Baustelle war. Konnte ich etwas nicht alleine heben oder schleppen, haben die Jungs mir geholfen. Im Gegenzug habe ich aber auch mit ange­packt. Die waren dann ganz froh, dass sie körper­liche Entlas­tung hatten. Statt sich gegen­seitig etwas zu beweisen, wurde viel mehr zusam­men­ge­ar­beitet und auch mal Pause gemacht. Ich war da sowas wie der Ruhepol. Ich glaube außerdem, dass es ganz gut funk­tio­niert, neben der Arbeit auch die private Ebene mit rein­zu­bringen. Auch wenn man sich als Frau da schnell in der Rolle der Seel­sor­gerin wieder­findet, in der Mutterrolle.

„Im Team war ich sowas wie der Ruhepol.“

Was wünscht du dir künftig für den Beruf?

Ich wünsche mir, dass viel mehr junge Menschen – gerade auch Frauen – den Mut haben, ins Hand­werk zu gehen. Viele haben das Ziel, nach der Schule zu studieren und Karriere zu machen. Aber das große Geld kann man mitt­ler­weile auch im Hand­werk verdienen. Hand­werker werden immer gebraucht, und das Ansehen unseres Berufs­stands hat sich dras­tisch verbes­sert. Natür­lich gibt es auch Schat­ten­seiten, aber die hat jeder Beruf. Auf dem Dach ist es immer abwechs­lungs­reich, man arbeitet auf unter­schied­li­chen Baustellen, verrichtet verschie­dene Tätig­keiten, ist immer an der frischen Luft und mit Leuten unter­wegs. Es macht einfach Spaß. Und auch Frauen können hier gute Arbeit verrichten.

„Auf dem Dach ist es immer abwechs­lungs­reich und ist immer an der frischen Luft und mit Leuten unterwegs.“

Wie könnte man mehr Frauen begeistern?

Ich würde das gar nicht nur auf Frauen beziehen, denn es ist ja allge­mein momentan schwierig, junge Menschen fürs Hand­werk zu begeis­tern. Und es werden ja auch immer mehr Frauen. Social Media spielt da eine große Rolle. Viele Dach­de­cke­rinnen haben Insta­gram-Profile und zeigen anderen Mädels, dass die Arbeit machbar ist und es auf dem Dach lustig zugehen kann.

Aber auch das Hand­werk selber zeigt in seiner Werbung inzwi­schen Frauen. Damit müssen wir weiter­ma­chen. Auf Messen und Schu­lungen sind wir mit den Dach­de­cker­mä­dels vertreten und zeigen, dass wir es alle schon ins Hand­werk geschafft haben und super zufrieden damit sind. Wir müssen einfach das Hand­werk positiv vertreten, Werbung machen und Mund­pro­pa­ganda betreiben. Viel­leicht geht man als Klein­gruppen auch mal in die Schulen und nutzt den Girls Day, bei dem Mädchen in die prak­ti­sche Ausbil­dung rein­schnup­pern können.

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Nina Weber

Wie war dein Einstieg ins Handwerk?
Dachdeckermädel Nina Weber Frau im Handwerk

Nina Weber fühlt sich in ihrem Team pudel­wohl und bekommt, wenn nötig, viel Unter­stüt­zung von ihren Kollegen.

Ich kannte meine heutige Chefin schon ziem­lich lange. Während meiner ersten Ausbil­dung zur Versi­che­rungs­kauf­frau haben wir uns unter­halten und sie fragte mich, wie es nach der Abschluss­prü­fung weiter­geht. Ich wollte in dem Beruf eigent­lich nicht bleiben, sondern gern ins Hand­werk schnup­pern. Sie hat mir dann ein Prak­tikum ange­boten. Das habe ich gemacht und vier Wochen später direkt die Ausbil­dung zur Dach­de­ckerin ange­fangen. Abge­schlossen habe ich nach 2,5 Jahren im Februar 2022. Und nächstes Jahr folgt direkt die Meis­ter­schule. Man sieht: Ich bin Feuer und Flamme fürs Hand­werk geworden.

Gab es Unterstützung für die Entscheidung?

Auf jeden Fall. Meine Eltern haben gemerkt, wie viel Freude mir schon das Prak­tikum gemacht hat, und mich direkt unter­stützt. Und Freunde haben mir später gesagt: Nina, wir sehen dich eigent­lich viel mehr im Hand­werk als im Büro.

Hast du schnell einen Ausbildungsplatz gefunden?

Absolut. Der Platz wurde mir ebenso wie das Prak­tikum sogar direkt angeboten.

Kommt man als Angestellte in eine leitende Position?

In meinem aktu­ellen Betrieb hat mich mein Chef auf einen Vorar­bei­ter­lehr­gang geschickt. Er unter­stützt mich auch bei der Meis­ter­schule und ist froh, mich zukünftig auch mehr im Büro einsetzen zu können. Ich würde sagen: Wenn man sich nicht ganz blöd anstellt, kommt man auch in eine leitende Position.

„Wenn man sich nicht ganz blöd anstellt, kommt man auch in eine leitende Position.“

Mit welchen Problemen hat man zu kämpfen?

Probleme gibt es, wenn Kollegen länger dabei sind. Die kommen manchmal nicht damit klar, dass man aufsteigt. Aber da muss man sich halt durch­setzen, auch in einer Männerdomäne.

Wie verändert sich das Team mit Frauen?

Also, ich muss sagen, die Stim­mung bei uns im Team ist super. Man wird akzep­tiert. Hin und wieder gibt es Reibe­reien, aber die gibt es auch unter Männern. Und auch wenn mir gesagt wird, ich muss anpa­cken wie ein Kerl, steh ich halt auch dazu, wenn ich mal irgendwas nicht alleine packe, und werde super unterstützt.

Was wünscht ihr euch künftig für den Beruf?

Ich bin eigent­lich wunschlos glück­lich mit meinem Beruf und in meinem Team. Gerade körper­lich gibt es viel Unter­stüt­zung, zum Beispiel durch Kräne oder Aufzüge. Bei uns gibt es so gut wie keine Baustelle ohne Kran.

„Man muss mehr auf die Mädchen und Frauen zugehen und sie aktiv einbinden.“

Wie könnte man mehr Frauen begeistern?

Man muss auf jeden Fall mehr auf die Mädchen und Frauen zugehen und sie aktiv einbinden. Ich war jüngst mit einem Stand auf einer Ausbil­dungs­messe vertreten. Dort konnten die Schü­le­rinnen Schie­fer­herzen hauen und hatten eine Menge Spaß. Ich weiß nicht, ob sie sich sonst trauen würden, in so einen klas­si­schen Männer­hand­werks­beruf rein­zu­schnup­pern, in Form eines Prak­ti­kums etwa.

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