Die Beraterin für das Gemeinwohl

Martina Dietrich ist Managing Director der International Federation for the economy for the common good e.V. Als Beraterin begleitet sie mit „sinnovation - nachhaltig entwickeln“ auch Bilanzierungsprozesse in Unternehmen.


Wie sind Sie persönlich auf das Thema Gemeinwohl-Ökonomie gestoßen?

Ich habe viele Jahre in großen Unter­nehmen gear­beitet und dort immer wieder fest­ge­stellt, dass im daily busi­ness die gesell­schaft­li­chen Werte und auch meine eigenen immer wieder auf der Strecke bleiben. In meiner Selb­stän­dig­keit und vor allem in der Bera­tung zum Thema Gemein­wohl-Ökonomie kann ich meinen eigenen Werten treu bleiben. Ich berate nun klei­nere Unter­nehmen und enga­giere mich auch ehren­amt­lich in der Gemein­wohl-Ökonomie Bewe­gung für eine nach­hal­ti­gere Wirt­schaft.

Frau Dietrich, wer kommt zu Ihnen, weil er Beratung sucht, um für sein Unternehmen eine „Gemeinwohlbilanz“ zu erstellen?

Zu uns kommen vor allem kleine und mittel­stän­di­sche Unter­nehmen, die sich mit dem eigenen wirt­schaft­li­chen Handeln und den Konse­quenzen für Gesell­schaft und Umwelt ausein­an­der­setzen wollen und dafür nach einer guten Struktur suchen. Die Gemein­wohl-Bilanz ist ein struk­tu­rierter Prozess sich in einer internen 360 Grad Analyse weiter auf den Weg zu ökolo­gisch und ethisch nach­hal­ti­gerem Wirt­schaften zu machen.

Viele Unter­nehmen erleben gerade die klare Werte-Orien­tie­rung – also die Ausrich­tung des unter­neh­me­ri­schen Handelns an Werten wie z.B. Menschen­würde, Soli­da­rität und Gerech­tig­keit – als hilf­reiche Richtschnur.

„Viele Unter­nehmen erleben die klare Werte-Orien­tie­rung – also die Ausrich­tung des unter­neh­me­ri­schen Handelns an Werten wie Menschen­würde, Soli­da­rität und Gerech­tig­keit – als hilf­reiche Richtschnur.“

Wie groß ist das Interesse der Unternehmen, eine Gemeinwohlbilanz zu erstellen? Reicht es aus, um eine „Bewegung“ zu erkennen?

Die Gemein­wohl-Ökonomie Bewe­gung ist in der DACH-Region und in anderen euro­päi­schen Staaten am stärksten vertreten. Gerade haben wir jedoch auch den ersten südame­ri­ka­ni­schen Verband gegründet. Die Nach­frage von Unter­nehmen steigt konti­nu­ier­lich. Natür­lich ist uns bewusst, dass wir neben kleinen und mittel­stän­di­schen vor allem auch noch mehr größere Unter­nehmen errei­chen müssen, um ernst­haft etwas zu verän­dern. In diesem Bereich wird sich durch die Berichts­pflicht der neuen CSRD-Richt­linie einiges bewegen. Jede einzelne Bilan­zie­rung sorgt auch dafür, dass das Thema in die Köpfe getragen wird – auch die Mitar­bei­tenden nehmen es mit nach Hause und berichten in ihrem Umfeld darüber. Das ist ein nicht zu unter­schät­zender Multi­pli­ka­ti­ons­faktor. Hinzu kommt, dass die bilan­zierten Unter­nehmen eine Strahl­kraft nach außen haben. Sie haben zum Beispiel seltener Probleme, Personal zu finden. 

Welchen Vorteil ziehen die Unternehmen daraus, eine Gemeinwohlbilanz zu erstellen? 

Die Gemein­wohl-Bilan­zie­rung ist ein hervor­ra­gender Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­pro­zess und wirkt so sehr stark auch nach innen. Mitar­bei­tende verschie­dener Abtei­lungen arbeiten gemeinsam an der Weiter­ent­wick­lung zu mehr Nach­hal­tig­keit, dadurch entsteht Trans­pa­renz und eine größere Iden­ti­fi­ka­tion mit dem Unter­nehmen. Aber es geht auch um die Außen­wir­kung der Gemein­wohl-Bilanz auf poten­ti­elle Mitar­bei­tende, Kund*innen und Lieferant*innen.  

„Mitar­bei­tende verschie­dener Abtei­lungen arbeiten gemeinsam an der Weiter­ent­wick­lung zu mehr Nach­hal­tig­keit, dadurch entsteht Trans­pa­renz und eine größere Iden­ti­fi­ka­tion mit dem Unternehmen.“

Wie ist das Feedback?

Wir bekommen durch­gängig posi­tives Feed­back. Die Unter­nehmen melden schon zurück, dass es sehr viel Arbeit ist, die sie zunächst unter­schätzt haben. Die Erkennt­nisse und Hand­lungs­mög­lich­keiten, die sich daraus ableiten, erleben alle jedoch als sehr wert­voll. Schließ­lich ist die Rebi­lan­zie­rung, die alle zwei Jahre statt­finden sollte, dann auch erheb­lich weniger Aufwand, da man nur schauen muss, wo sich etwas verän­dert hat. Das ist auch ein ganz gutes Moni­to­ring für die eigene Entwicklung.

Neue Werte für die Wirtschaft

Weitere Infor­ma­tionen zum Inter­na­tional Fede­ra­tion for the Economy for the Common Good e.V. finden Sie auf der Website des Vereins.