Wie erheben Sie die Daten, aus denen die Karte zusammengestellt ist?
Regionale Marktdaten berechnen wir bereits seit über 20 Jahren. Basis dieser Daten ist eine Untersuchung der jeweiligen Gesamtausgaben für verschiedene Teilmärkte, darunter eben auch Dachbaustoffe.
Die Regionalisierung der Gesamtausgaben erfolgt dann auf Kreisebene oder auf 5‑stelliger PLZ-Ebene. Basis hierfür ist der von der B+L vor rund 20 Jahren erstmalig berechnete BR-Index (Bau-Renovier-Index). Dieser Index berücksichtigt neben der Einkommenssituation die Bau- und Renoviertätigkeit der Region, die Bevölkerungsdichte, den Anteil der Einfamilienhäuser und andere für die Sortimente relevante Faktoren. Außerdem fließen Befragungen über die regionalen Produktverteilungen bei den Verarbeitern in das Datenmodell ein. Im Falle der Dachbaustoffe sind die primäre Befragungszielgruppe natürlich die Dachdecker, denn die wissen am besten, was sie vor Ort einsetzen.
Ist eine Unterscheidung der Materialwahl nach Regionen festzustellen?
Auf jeden Fall. Wie bei der Karte mit den Verteilungen der Dachdeckungsmaterialien zu sehen ist, gibt es einen deutlich höheren Einsatz von Schiefer im Westen als in den anderen Regionen. Bemerkenswert ist auch der aktuell sehr hohe Absatz von Dachsteinen im Süden. Noch unterschiedlicher im Materialmix wird das Ganze auch auf Landkreis oder PLZ Ebene. Bei der nebenstehenden Karte ist zu beachten, dass die angegebenen Werte den Durchschnitt darstellen. Innerhalb der Kreise kann es sehr viel deutlichere Ausschläge in Richtung eines bestimmten Materials geben.
„Die Transportdistanzen sind ein sehr wichtiger Indikator, mit dem die Industrie ihr Absatzpotenzial bestimmen kann.“
Worauf führen Sie die Unterschiede in der Materialwahl zurück?
Gründe für die unterschiedlichen Verteilungen sind traditionelle Bauweisen und ansässige Unternehmen, die den Markt prägen, sowie die Gebäudestruktur. Beispielsweise werden Dachsteine häufiger im Zusammenhang mit Projekten im Mehrfamilienhaus verlegt. So ist es durchaus möglich, dass in einer Region, in der vielleicht Dachziegel lange Zeit vorherrschend waren, sich durch die Veränderung in der Gebäudestruktur der Materialmix verschiebt. Jedoch sind die Regionalauswertungen von uns letztlich Momentaufnahmen für ein bestimmtes Jahr, und es werden in der Jahresfolge Trends in den jeweiligen Regionen sichtbar.
Man muss diese Trendentwicklungen bei Dachdeckungsmaterialien aber auch wiederum einschränken, denn der Dachdecker verlegt auch gerne, was in den Kontext passt und das Umfeld prägt. Von daher sind die Verschiebungen auch überschaubar.
Können Sie auch Transportdistanzen erheben?
Die Transportdistanzen sind natürlich ein sehr wichtiger Indikator, mit dem die Industrie ihr Absatzpotenzial bestimmen kann. Man kann bei einem Radius von 100 km um ein Werk herum sehen, wieviel m² des jeweiligen Produktes man in dieser Region pro Jahr absetzen kann. Auch bei der Planung von Logistikstandorten macht das natürlich Sinn.
„Durch die eingeschränkte Transportfähigkeit von Ziegeln besteht eine starke Bindung an den lokalen Lieferanten.“
Sind Dachziegel ein „regionales“ Produkt?
Ja, das würde ich so sagen. Durch die eingeschränkte Transportfähigkeit von Ziegeln im Vergleich zu anderen Baumaterialien besteht eine starke Bindung an den lokalen Lieferanten. Das spricht grundsätzlich auch für die Nachhaltigkeit des Produkts. Hinzu kommt, dass wir aus Befragungen von Dachdeckern wissen, dass sie auch eine gewisse Treue zu ihren Lieferanten pflegen, und es wird nicht so ohne weiteres auf den nächstbesten umgesprungen.
Absatz Dachziegel, Dachsteine und Schiefer
Daten nach Regionen [%-Anteile, Basis m2]