Spezielle Daten erheben

Robin Huth von der B+L Marktdaten GmbH über den Absatz von Dachziegeln, Dachsteinen und Schiefer nach Regionen.


Wie erheben Sie die Daten, aus denen die Karte zusammengestellt ist? 

Regio­nale Markt­daten berechnen wir bereits seit über 20 Jahren. Basis dieser Daten ist eine Unter­su­chung der jewei­ligen Gesamt­aus­gaben für verschie­dene Teil­märkte, darunter eben auch Dachbaustoffe.

Robin Huth erhebt bei der B+L GmbH rele­vante Marktdaten.

Die Regio­na­li­sie­rung der Gesamt­aus­gaben erfolgt dann auf Kreis­ebene oder auf 5‑stelliger PLZ-Ebene. Basis hierfür ist der von der B+L vor rund 20 Jahren erst­malig berech­nete BR-Index (Bau-Reno­vier-Index). Dieser Index berück­sich­tigt neben der Einkom­mens­si­tua­tion die Bau- und Reno­vier­tä­tig­keit der Region, die Bevöl­ke­rungs­dichte, den Anteil der Einfa­mi­li­en­häuser und andere für die Sorti­mente rele­vante Faktoren. Außerdem fließen Befra­gungen über die regio­nalen Produkt­ver­tei­lungen bei den Verar­bei­tern in das Daten­mo­dell ein. Im Falle der Dach­bau­stoffe sind die primäre Befra­gungs­ziel­gruppe natür­lich die Dach­de­cker, denn die wissen am besten, was sie vor Ort einsetzen.

Ist eine Unterscheidung der Materialwahl nach Regionen festzustellen?

Auf jeden Fall. Wie bei der Karte mit den Vertei­lungen der Dach­de­ckungs­ma­te­ria­lien zu sehen ist, gibt es einen deut­lich höheren Einsatz von Schiefer im Westen als in den anderen Regionen. Bemer­kens­wert ist auch der aktuell sehr hohe Absatz von Dach­steinen im Süden. Noch unter­schied­li­cher im Mate­ri­almix wird das Ganze auch auf Land­kreis oder PLZ Ebene. Bei der neben­ste­henden Karte ist zu beachten, dass die ange­ge­benen Werte den Durch­schnitt darstellen. Inner­halb der Kreise kann es sehr viel deut­li­chere Ausschläge in Rich­tung eines bestimmten Mate­rials geben.

„Die Trans­port­di­stanzen sind ein sehr wich­tiger Indi­kator, mit dem die Indus­trie ihr Absatz­po­ten­zial bestimmen kann.“

Worauf führen Sie die Unterschiede in der Materialwahl zurück?

Gründe für die unter­schied­li­chen Vertei­lungen sind tradi­tio­nelle Bauweisen und ansäs­sige Unter­nehmen, die den Markt prägen, sowie die Gebäu­de­struktur. Beispiels­weise werden Dach­steine häufiger im Zusam­men­hang mit Projekten im Mehr­fa­mi­li­en­haus verlegt. So ist es durchaus möglich, dass in einer Region, in der viel­leicht Dach­ziegel lange Zeit vorherr­schend waren, sich durch die Verän­de­rung in der Gebäu­de­struktur der Mate­ri­almix verschiebt. Jedoch sind die Regio­nal­aus­wer­tungen von uns letzt­lich Moment­auf­nahmen für ein bestimmtes Jahr, und es werden in der Jahres­folge Trends in den jewei­ligen Regionen sichtbar.

Man muss diese Trend­ent­wick­lungen bei Dach­de­ckungs­ma­te­ria­lien aber auch wiederum einschränken, denn der Dach­de­cker verlegt auch gerne, was in den Kontext passt und das Umfeld prägt. Von daher sind die Verschie­bungen auch überschaubar.

Können Sie auch Transportdistanzen erheben?

Die Trans­port­di­stanzen sind natür­lich ein sehr wich­tiger Indi­kator, mit dem die Indus­trie ihr Absatz­po­ten­zial bestimmen kann. Man kann bei einem Radius von 100 km um ein Werk herum sehen, wieviel m² des jewei­ligen Produktes man in dieser Region pro Jahr absetzen kann. Auch bei der Planung von Logis­tik­stand­orten macht das natür­lich Sinn.

„Durch die einge­schränkte Trans­port­fä­hig­keit von Ziegeln besteht eine starke Bindung an den lokalen Lieferanten.“

Sind Dachziegel ein „regionales“ Produkt?

Ja, das würde ich so sagen. Durch die einge­schränkte Trans­port­fä­hig­keit von Ziegeln im Vergleich zu anderen Bauma­te­ria­lien besteht eine starke Bindung an den lokalen Liefe­ranten. Das spricht grund­sätz­lich auch für die Nach­hal­tig­keit des Produkts. Hinzu kommt, dass wir aus Befra­gungen von Dach­de­ckern wissen, dass sie auch eine gewisse Treue zu ihren Liefe­ranten pflegen, und es wird nicht so ohne weiteres auf den nächst­besten umgesprungen.


Absatz Dachziegel, Dachsteine und Schiefer

Daten nach Regionen [%-Anteile, Basis m2]