Ein Triathlon? Kein Problem. Beim 10-Freunde-Triathlon darf man die Last unter zehn Sportlern aufteilen. Das Team von Chris Jordan nahm vor einigen Jahren diese Herausforderung an. Was als Einmalaktion begann, wuchs zum langfristigen gemeinsamen Sporttreiben heran. Und da die Gesundheit der Mitarbeiter für den Chef im Fokus steht, rückt einmal im Monat auch die Physiotherapeutin an.
Die „Dachhasen“ beim Triathlon
Dass er sich einmal selbstständig machen würde, hätte Chris Jordan wohl eigentlich nicht mehr gedacht. Rund 23 Jahre hatte er als angestellter Dachdecker bereits auf dem Buckel, als er 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Unklare Zukunftsaussichten im alten Betrieb waren seine Motivation, ein Unternehmen zu gründen. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter der ehemaligen Firma startete er ins Ungewisse. Doch die Zeit war günstig, und sein Fleiß wurde belohnt. Innerhalb kürzester Zeit wuchs der Betrieb auf sechs Mann an. „Ich hatte in dieser Wachstumsphase extremes Glück, eine junge Truppe zu bekommen. Heute bin ich mit 45 der Älteste, das Team ist zwischen 25 und 35“, berichtete Chris Jordan. „Wir sind also alterstechnisch gut aufgestellt.“
Dachdeckermeister Chris Jordan im Audio-Interview
Und weil so eine junge Truppe auch nach einem langen Arbeitstag auf dem Dach noch Energie hat, ist das Team zufällig zum gemeinsamen Sporttreiben gekommen. „Wir haben schon immer viele Sachen zusammen gemacht. Doch eine Veranstaltung war für uns der Beginn des Teamsports. In Fulda gibt es einmal im Jahr einen Challenge-Lauf, bei dem man eine Distanz von fünf Kilometern durch die Stadt läuft. Das ist eigentlich eine gute Sache, also haben wir uns angemeldet, um da mitzumachen. Dann haben wir auf einer Baustelle davon erzählt, und der Kunde sagte: ‚Macht doch mal was Richtiges, macht den 10-Freunde-Triathlon.‘“
Das Team war gleich Feuer und Flamme, also machte der Chef Nägel mit Köpfen. „Alle sagten: Klar, machen wir locker. Dann habe ich uns angemeldet unter dem Namen „Die Dachhasen“, habe auch gleich Trikots gemacht, und dann waren wir angemeldet, ohne zu wissen, was das bedeutet“, berichtet Chris Jordan. Welche Aufgabe vor dem Team stand, ist schnell erklärt. Jeder musste ein Zehntel eines Triathlons absolvieren: 380 Meter Schwimmen, 4,2 Kilometer laufen und 18 Kilometer Fahrradfahren. Doch schon tauchte ein Problem auf: „Wir waren alle eher untrainiert. Aber wir wollten natürlich auch nicht rumlaufen wie die letzten Heuler“, lacht der Chef. Also begann das Team zu trainieren. „Wir sind zusammen Fahrrad gefahren, haben einen Kraulkurs im Schwimmbad gemacht und sind zusammen gelaufen.“
Was so als Einmalaktion gestartet war, entwickelte sich später dann zu regelmäßigem gemeinsamem Sport. „Im normalen Leben, wenn wir nicht für ein Event trainieren, gehen Gruppen natürlich einzeln ihrem Sport nach. Wer schwimmen mag, geht schwimmen, wer laufen oder Rad fahren mag, tut dies zusammen“, erklärt Chris Jordan.
Hilfe von der Physiotherapeutin
Doch die sportliche Betätigung allein macht noch kein besonders gesundheitsbewusstes Unternehmen. Denn die harte körperliche Arbeit und der Sport sorgten hier und da für typische Wehwehchen. Das war der Moment, in dem sich der Dachdecker eine befreundete Physiotherapeutin ins Boot, oder vielmehr in die Firma, holte. Seitdem behandelt sie jeden Mitarbeiter einmal im Monat. „Wenn zwischendurch noch einmal jemand Probleme hat, ist sie natürlich auch zur Stelle“, berichtet Chris Jordan. Außerdem hat sie zahlreiche gute Tipps für die Mitarbeiter, zeigt Übungen und gibt ihnen Infos zum rückenschonenden Arbeiten.
Die Kosten für die Behandlung trägt das Unternehmen. Doch zahlt sich das für den Unternehmer aus? „Diese Idee war nie von der wirtschaftlichen Seite gedacht, aber es ist ein schöner Nebeneffekt. Bisher ist noch kein Mitarbeiter wegen Rückenschmerzen zu Hause geblieben. Wir haben im Unternehmen eine Krankenrate von unter fünf Prozent. Gleichzeitig zeigt dieser Service die Wertschätzung meinen Mitarbeitern gegenüber. Dann darf man auch eines nicht vergessen: Ich verdiene nur Geld, wenn meine Mitarbeiter da sind. Der Ausfall durch Krankheit ist viel teurer“, ist sich Chris Jordan sicher.
„Wenn man eine kleine Truppe hat, in der alle mit Lust und Spaß bei der Arbeit sind, gibt es kaum Reklamationen.“Chris Jordan, Dachdeckermeister
Den Spaß nicht vergessen
Der Unternehmer tut eine Menge dafür, damit sein Team gut funktioniert. „Ein Chef ist nur so gut wie seine Truppe. Wenn die Truppe nix taugt, verdient er auch kein Geld“, bringt er es auf den Punkt. Und das Teambuilding lässt er sich einiges kosten. „Ich habe einen Dartautomat angeschafft, oft spielen wir eine Runde mit der ganzen Truppe. Nur wenn das Team sich gut versteht, macht das Arbeiten Spaß. Das beschleunigt auch den Arbeitsablauf. Wir haben einen hohen Durchlauf an Baustellen. Wo andere eine Woche brauchen, sind wir in kürzerer Zeit fertig, denn ein motivierter Mitarbeiter arbeitet einfach viel besser und schneller als ein unmotivierter.“
Immer im Gespräch bleiben
Über den Umgang mit seinen Mitarbeitern machte sich der Chef genaue Gedanken. „Ich habe mir geschworen: So wie im alten Betrieb möchte ich die Kommunikation nicht gestalten. Meine Devise war, dass ein Chef auf der einen Seite ein Freund sein muss, auf der anderen Seite muss er aber auch mal klare Kante zeigen, wenn es nicht rund läuft.“ Für ihn macht der Ton im Gespräch die Musik. „Es gibt viele Betriebe, die nicht gerade die Freundlichkeit in Person sind. Wenn man aber mit allen freundlich umgeht, dann kommt es auch genauso zurück. Und dann kann man auch vernünftig miteinander arbeiten.“ Damit das so bleibt, soll es, sobald möglich, auch wieder einen Betriebsausflug geben. Das Ziel? Die Area 47 im Tiroler Ötztal – zum Klettern, Mountainbiken und Raften. Was sonst?