Mit Yoga gegen Rücken

Als Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin hat Dr. Helge Riepenhof im BG Klinikum Hamburg schon einige Patienten aus dem Dach­decker­handwerk aufgenommen. Neben Unfall­patienten behandelt er aber auch alltägliche körperliche Beschwerden, die typisch für das Berufsfeld sind. Seine Devise: Präventiv­maßnahmen sind die beste Medizin.


Herr Dr. Riepenhof, Sie haben regelmäßig mit Patienten zu tun, die aus dem Handwerk kommen. Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Leiden?

Die Arbeit auf dem Dach birgt einige gefähr­liche Situa­tionen. Daher ist entspre­chende Vorsicht geboten, was sich auch auf die Körper­hal­tung auswirkt. Abge­sehen davon ist das Dach­de­cker­hand­werk körper­lich anstren­gend – viele Muskel­gruppen und Gelenke werden stark belastet, und das den ganzen Tag. Dabei entstehen ganz typi­sche Krank­heits­bilder: Schmerzen im Rücken und in den Schul­tern sowie Knie­pro­bleme. Die Schräg­lage der Dächer ist zudem belas­tend für Sprung­ge­lenke und Hüfte. Die Folge ist oftmals Arthrose – also Gelenkverschleiß.

„Die Arbeit auf dem Dach birgt einige gefähr­liche Situa­tionen. Viele Muskel­gruppen und Gelenke werden stark belastet, und das den ganzen Tag.“

Wie behandeln Sie Ihre Patienten, wenn sie mit solchen Problemen zu Ihnen kommen?

Zunächst schauen wir nach den Ursa­chen. In vielen Fällen kann man mit verschie­denen Übungen die Probleme verrin­gern oder ganz besei­tigen. Abhängig von der Ursache empfehlen wir reha­bi­li­tierten Dach­de­ckern, bestimmte Übungen fort­zu­setzen, welche die Muskel­gruppen stärken und Probleme vermeiden. Außerdem sind bewusste Bewe­gungs­ab­läufe bei der Arbeit entschei­dend. Zum Beispiel sollten schwere Lasten nah am Körper – also aus den Beinen und nicht aus dem Rücken – gehoben werden.

Nun sind manche Körperhaltungen bei der Arbeit auf dem Dach nicht zu vermeiden. Was kann man da konkret machen, um die Probleme nicht zu verschlimmern, bzw. diesen vorzubeugen?

Auch hier gibt es Tests, um den Status quo heraus­zu­finden. Häufig lässt sich fest­stellen, dass eine Körper­hälfte flexi­bler und kräf­tiger ist als die andere. Mit gezielten Sportübungen lassen sich Muskel und Gegen­muskel so trai­nieren, dass Kraft und Flexi­bi­lität gestei­gert werden und beide Körper­hälften ausba­lan­ciert sind. Außerdem unter­stützen bestimmte Muskel­gruppen die Gelenke und beugen so dem Verschleiß vor.

Helge Riepenhof

Helge Riepenhof ist als Fach­arzt für Ortho­pädie, Unfall­chir­urgie und Sport­me­dizin welt­weit unter­wegs. Er war Mann­schafts­arzt beim Fußball- Spit­zen­klub AS Rom und berät die Profis von Red Bull Leipzig sowie der US-Basket­ball­liga NBA. Mit Creaton bringt er die Kampagne „Fit für morgen“ ins Land.

Wie er mit den Bewe­gungs-Docs eine komplette Dach­de­cker­firma fit machte, sehen sie in dieser NDR-Repor­tage.

Viele Dachdecker denken sich bestimmt „Die Arbeit auf dem Dach ist doch Sport genug.“ Was würden Sie denen raten?

Da gebe ich Ihnen Recht, es ist anstren­gend und fordert viel Körper­ein­satz. Daher am besten das machen, was jeder gute Sportler auch macht: Aufwärmübungen vor der Arbeit lockern die Musku­latur und bereiten sie auf die Anstren­gung vor. Und nach der Arbeit helfen Dehnübungen, die Muskeln zu entspannen und Verspan­nungen im Schulter- und Nacken­be­reich vorzubeugen.

Nicht jedem Dachdeckerbetrieb stehen die Möglichkeiten oder das Know-how dazu zur Verfügung – hier und da fehlt sicher auch die Bereitschaft, Zeit und Geld in ein Sportprogramm zu investieren.

Man muss es mal von der Seite betrachten: Viele – vor allem kleine – Dach­de­cker­be­triebe bekommen schnell Schwie­rig­keiten, wenn jemand aus dem Team ausfällt. Präven­tive Maßnahmen können eine echte Abhilfe schaffen und zudem das Wohl­be­finden und das Mitein­ander im Team stärken. Und viele Kran­ken­kassen bieten Akti­vi­täts­pro­gramme und Förder­mittel an – da lohnt es sich mal nach­zu­fragen, welche Voraus­set­zungen zu erfüllen sind.

„Präven­tive Maßnahmen können eine echte Abhilfe schaffen und zudem das Wohl­be­finden und das Mitein­ander im Team stärken.“

Haben Sie noch einen ultimativen Tipp für alteingesessene und junge Dachdeckergesellen?

Auch wenn das für viele abschre­ckend klingt: Ich empfehle, regel­mäßig Yoga zu machen. Das ist eine effi­zi­ente Sportart, die die Muskeln mit bewussten Bewe­gungen trai­niert und die Gelenke geschmeidig hält. Und wenn man gemeinsam im Team trai­niert, lässt sich auch der innere Schwei­ne­hund besser überwinden.


Fit für Morgen – die Tour

Die Gesund­heit von Mitar­bei­tern fördert nicht nur die Leis­tungs­be­reit­schaft und Zufrie­den­heit Einzelner. Auch das Klima im Team wird gestärkt, wenn alle glei­cher­maßen mit anpa­cken können. Nicht zuletzt ist Gesund­heit auch ein wirt­schaft­li­cher Faktor: Arbeits­aus­fälle lassen sich redu­zieren und so finan­zi­elle Einbußen verhin­dern. Beson­ders in Dach­de­cker­be­trieben ist Gesund­heit ein Thema, das mehr Beach­tung verdient. Deshalb macht sich Creaton auf die „Fit für Morgen“-Tour. Mit verschie­denen Aktionen rund um das Thema „Primär­prä­ven­tion“ werden die typi­schen Problem­zonen der Dach­de­cker in den Fokus gerückt. Dazu stellt Dr. Helge Riepenhof verschie­dene Übungen vor, die gezielt Beschwerden entgegenwirken.

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